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Bezirksregierung stellt Überschwemmungskonzept Erft bei Blessem vor

Sanierung und Sicherung des Umfeldes der Kiesgrube Blessem: Gefahrenabwehrmaßnahmen kommen voran - Konzept steht

 

Ein tragfähiges Konzept für die Sanierung und Sicherung des Umfeldes der Kiesgrube Erftstadt Blessem einschließlich der tiefen Geländeeinschnitte, die nach der Flutkatastrophe im Zuge des Sturmtiefes "Bernd" nördlich von Blessem entstanden sind, liegt inzwischen vor.

Hiervon, und dem Beginn wesentlicher Gefahrenabwehrmaßnahmen konnten sich heute bei einem Informationstermin im Rathaus der Stadt Erftstadt die maßgeblich Beteiligten überzeugen. Eingeladen zu der Zusammenkunft hatte der Arnsberger Regierungspräsident Hans-Josef Vogel in Abstimmung mit der Erftstädter Bürgermeisterin Carolin Weitzel.

Der Bezirksregierung Arnsberg als Bergbehörde in NRW war vor zwei Monaten vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie (MWIDE) beauftragt worden, innerhalb einer bereits bestehenden ad-hoc-Arbeitsgruppe die erforderlichen Maßnahmen zur Gefahrenabwehr im Erosionsbereich zwischen Tagebau Blessem, Ortschaft Blessem und  Erft aufeinander abzustimmen und deren Umsetzung zu koordinieren. Mitglieder dieser Arbeitsgruppe sind neben der Bezirksregierung Arnsberg als Bergbehörde NRW, die Bezirksregierung Köln, der Rhein-Erft-Kreis, die Stadt Erftstadt, der Geologische Dienst, der Erftverband und die Rheinischen Baustoffwerke sowie die RWE Power AG.

Schon frühzeitig waren die ersten Sicherungsarbeiten zur unmittelbaren Gefahrenabwehr nach Eintritt des Unglücks - die Wiederherstellung des Erftbettes durch den Erftverband, die Sicherung des unmittelbaren Ortsrandes von Blessem durch die Stadt Erftstadt sowie die Sicherung im Tagebau durch die Rheinischen Baustoffwerke - durchgeführt worden.

Ziel der weiteren Gefahrenabwehrmaßnahmen unter Koordinierung der Bergbehörde ist nun die Auffüllung der tiefen Geländeeinschnitte im Auenbereich durch die Herstellung einer sogenannten "Sekundäraue", die Sicherung der Stadtentwässerung, die Sicherung der Kiesgrube gegen zukünftige Hochwässer, um Erosionsereignisse wie im Juli 2021 zu verhindern. Um einen sicheren Ablauf der Arbeiten im Baufeld zu gewährleisten, errichtet der Erftverband einen temporären Hochwasserschutz entlang der Erft - von der Kiesgrube bis hinein in die Ortslage Blessem.

 

Bei der "Sekundäraue" handelt es sich um einen Überschwemmungsbereich im unmittelbaren Umfeld der Erft, in den sich bei künftigen Hochwasserfällen die Erft frühzeitig und gefahrlos ausbreiten kann.

Die Planungen für diese Sekundäraue sehen drei Teilabschnitte (auf der beigefügten Karte die Bereiche A, B und C) vor.

 

1. Die erste Teilfläche (Bereich A) umfasst den Bereich zwischen der Bundesautobahn 1 und der Erft. Um diesen Bereich als Retentionsraum nutzen zu können, wird die Fläche um ca. einen Meter abgesenkt. Hierfür müssen die darunterliegenden Sande und Kiese entfernt und die abgetragenen, dichtenden Schichten wieder aufgetragen werden. Diese Arbeiten haben bereits begonnen.

 

2. Bei der zweiten Teilfläche (Bereich B) geht es um den beim Hochwasser im Sommer entstandenen tiefen Geländeeinschnitt zwischen dem nördlichen Ortsrand von Blessem, der Erft und dem Tagebau.

 

Der temporäre Hochwasserschutz für die Baustelle ermöglicht alle Sanierungsarbeiten im Erosionsbereich, welche die Wiederherstellung der Südböschung der Kiesgrube und sämtliche Verfüllungen umfassen. Dabei wird sichergestellt, dass alle wasserwirtschaftlichen und geotechnischen Fragestellungen und Erkenntnisse unter Berücksichtigung der Erfahrungen aus der Flutkatastrophe rund um Belssem sorgfältig geprüft und angewandt werden. Nach Abschluss der Sanierung können neuerliche Hochwasserschäden im Zusammenhang mit dem Tagebau somit ausgeschlossen werden.

Gleichzeitig wird neben der stetigen Verfüllung des Erosionsbereiches bis zur endgültigen Sanierung der Stadtentwässerung eine Übergangslösung zur Sicherung der Vorflut für die Stadtentwässerung eingerichtet. Die Bauzeit bis zur Herstellung der "Sekundäraue" in den Bereichen A und B wird voraussichtlich drei Jahre in Anspruch nehmen.

 

3. Der dritte Bereich der "Sekundäraue" umfasst den Bereich der Absetzbecken (Bereich C). Im Rahmen der Rekultivierungsplanung des Tagebaues ist vorgesehen, die "Sekundäraue" langfristig zusätzlich um diese Überflutungsfläche für den Hochwasserfall zu erweitern. Hierfür ist eine weitgehende Verfüllung des Altbereichs erforderlich, die realistischer Weise rund 8 bis 10 Jahre dauern wird.

 

Für die Verfüllung des Altbereichs vom Tagebau Blessem bis auf ein Niveau von 92,5 m NHN (voraussichtliches Niveau Sekundäraue C) werden ca. 2,15 Mm³ nicht belasteter Bodenaushub benötigt. Dies entspricht ungefähr 215.000 LKW-Ladungen. Durch die Umwandlung des Bereichs der Absetzbecken in eine "Sekundäraue" wird der Tagebau um rund 350 m auf rund

500 m Abstand von der Ortschaft Blessem abrücken und die Kiesgrube um rund ein Drittel verkleinert.

 

Es ist vorgesehen, alle baulichen Maßnahmen im Zusammenhang mit der Herstellung der "Sekundäraue" einem fortlaufenden Monitoring zu unterziehen.

Die Herstellung dieser Überschwemmungsbereiche ist ein wichtiger Teilbaustein der umfangreichen Planungen, die derzeit für den umfassenden Hochwasserschutz entlang der Erft vorgenommen werden. Ein langfristiges Hochwasserschutzkonzept für die gesamte Ortslage Blessem wird von der Stadt Erftstadt in Zusammenarbeit mit der Bezirksregierung Köln erarbeitet.

 

Die Zukunft des nördlich der drei neuen Überschwemmungsbereiche gelegenen Tagebaus ist offen. Eine Wiederaufnahme des Betriebes ist derzeit allein schon aus faktischen Gründen nicht absehbar. Die Infrastruktur wurde durch das Hochwasserereignis zerstört und die vorhandene Hauptbetriebsplanzulassung für eine Gewinnung von Quarzkies ist bis April 2022 befristet. Sollte danach eine Fortsetzung der Gewinnung in Richtung der Autobahn vom Eigentümer der Fläche bzw. einem Betreiber beabsichtigt werden, müsste ein völlig neues Betriebsplanverfahren mit neuen Anforderungen an den Hochwasserschutz und den Tagebaubetrieb durchgeführt werden.

 

 

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